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Gestaltung des RHS Garden Wisley mit Ann-Marie Powell

Die Royal Horticultural Society gilt als Pionierin der Gartenbauforschung, auch wenn sie vielen durch ihre extravaganten Blumenausstellungen bekannt ist, die Tausende von Besucher:innen aus der ganzen Welt anziehen. In Großbritannien dienen ihre Gärten und Laboratorien als Grundlage für gezielte Untersuchungen darüber, wie Pflanzen zum geistigen und gesellschaftlichen Wohlbefinden beitragen.

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Gestaltung des RHS Garden Wisley mit Ann-Marie Powell
Fakten

Standort

Großbritannien

Nemetschek Group Marken

Vectorworks

Verwendete Technologie

Vectorworks Landschaft

Die Royal Horticultural Society gilt als Pionierin der Gartenbauforschung, auch wenn sie vielen durch ihre extravaganten Blumenausstellungen bekannt ist, die Tausende von Besucher:innen aus der ganzen Welt anziehen. In Großbritannien dienen ihre Gärten und Laboratorien als Grundlage für gezielte Untersuchungen darüber, wie Pflanzen zum geistigen und gesellschaftlichen Wohlbefinden beitragen.

Ihr Vorzeigegarten, RHS Garden Wisley, eröffnete am 24. Juni 2021 seine neueste Ausstellung im RHS Hilltop ­– The Home of Gardening Science. Es ist das erste Wissenschaftszentrum für den Gartenbau in Großbritannien und soll die Gartenbauindustrie durch Bildung voranbringen. Die neuen Gärten und das gartenbauwissenschaftliche Zentrum laden die Besucher:innen ein, die Forschung in den Labors und drei Gärten zu beobachten, von denen zwei im Laufe von fünf Jahren von Ann-Marie Powell Gardens Ltd. gestaltet wurden.

 

Ann-Marie Powell, Meisterdesignerin und TV-Persönlichkeit

Ann-Marie Powell, die durch ihre Auftritte in den britischen Sendungen Garden Doctors, Garden SOS, The Great Garden Challenge und Real Gardens bekannt geworden ist, ist sich vor allem über eines sicher: Gartenarbeit und Gartenbau sind die Leidenschaften ihres Lebens.

Sie entschied sich für ein Gartenbaustudium, nachdem sie mit Anfang 20 die Welt bereist hatte. Die Landschaften Indiens, Singapurs, Südamerikas und Thailands inspirieren sie bis heute, und sie sagt, ihre Reisen hätten sie dazu inspiriert, den Rest ihres Lebens dem Gartenbau zu widmen.

Nach ihrem Studium begann sie, private Planungsprojekte für fast alle Kund:innen zu übernehmen, die sie finden konnte. „Zu diesem Zeitpunkt versuchte ich immer noch herauszufinden, wie ich das alles machen sollte. Ich erinnere mich, dass ich unzählige Bücher - wir hatten noch kein Internet - und Beispielprojekte durchforstet habe, um mein Bestes zu geben.“

Powell verringerte 1998 ihre Fernsehauftritte und gründete ihre eigene Firma, Ann-Marie Powell Gardens Ltd., die inzwischen zahlreiche Auszeichnungen von der Royal Horticultural Society und anderen Institutionen erhalten hat, darunter eine Goldmedaille für den MacMillan Garden bei der RHS Hampton Court, eine Goldmedaille für den Green and Blacks Garden bei der RHS Chelsea Flower Show und den Environmental Award der American Horticultural Society für ihren Nature Amplified Garden bei der Philadelphia Flower Show.

Gestaltung der neuen Gärten in Wisley Hilltop

Über fünf Jahre vor der Eröffnung des neuen Wisley Home of Gardening Sciences schrieb die RHS einen Wettbewerb zur Gestaltung von drei neuen Landschaftsgärten aus, die das Wissenschaftsgebäude umgeben sollten. Powell sah die Ankündigung auf Twitter und war von der Gelegenheit begeistert.

Die 40-seitige Ausschreibung des Wettbewerbs zeigte, dass es sich um keine leichte Aufgabe handelte. Schließlich würde der Gewinner oder die Gewinnerin einen der schönsten und wissenschaftlich fortschrittlichsten Gärten der Welt entwerfen.

Gefordert wurden ein World Food Garden, ein Wildlife Garden und ein Well-being Garden. Die Lage des Hilltop mit 360-Grad-Sonneneinstrahlung machte das Projekt zum Traum aller Gartenbauenden.

Der RHS Wisley World Food Garden

Wenn sich die Besucher:innen dem World Food Garden nähern, werden sie von riesigen Stahlbögen begrüßt, die mit Grünpflanzen und essbaren Pflanzen wie Kürbis und Passionsfrucht bedeckt sind. Die Bögen wirken wie eine Einladung, ihr Anblick drängt die Besucher:innen in das üppige Grün.

„Meine ersten Gedanken, als ich die Konzepte für den World Food Garden zusammenstellte, waren, dass er vielfältig sein und den Gartenbau in all seinen Formen fördern sollte; er sollte für alle zugänglich sein, unabhängig von der Altersgruppe, der Einkommensklasse und dem ethnischen Hintergrund“, sagt Powell. „Es sollte für alle etwas zum Genießen dabei sein, egal ob man begeisterte Gärtner:in ist oder von Partner:in oder den Eltern mitgeschleppt wird. Es sollte Spaß machen und interaktiv sein und jede/n Einzelne/n wirklich ansprechen.“

Powell erhielt den Masterplan des Geländes und war überrascht, ovale Formen zu sehen. „Traditionell ist ein ummauerter Garten oder ein traditioneller englischer Frühstücksgarten rechteckig oder quadratisch und ein geschlossener, ummauerter Raum, während die Form, die wir aus dem Master-Landschaftsplan übernommen hatten, ein Oval war“, sagt sie. „Damit war die Katze aus dem Sack, was den World Food Garden anging, aber es hat mich auch ermutigt, bei der Gestaltung des Raums selbst experimenteller zu sein.“

Das daraus resultierende Layout ist von Pflanzenzellen inspiriert; unregelmäßige, runde Formen bilden verschiedene „Pflanzkapseln“ im World Food Garden. „Man sieht sich nur eine Zelle an und denkt: 'Oh, okay, das kann ich auch zu Hause machen'“, sagt Powell und erklärt, dass der Gedanke hinter diesen Pflanzbeeten war, die Besucher:innen zu inspirieren, mit dem Anbau von Gemüse und Kräutern in ihren eigenen Gärten zu experimentieren.

Die RHS wählt absichtlich Gemüse aus, dessen Anbau zu Hause unkompliziert ist - traditionelle Gemüsesorten wie Brokkoli, Kartoffeln, Kopfsalat, Kohl und Blumenkohl zum Beispiel. „Es sind einfache Gemüsesorten, aber die besten, die es gibt“, so Powell, „das zeigt, dass die RHS möchte, dass Sie zu Hause erfolgreich sind.“

Powell beschreibt den Raum als schön und duftend. Er ist wie ein Labyrinth aufgebaut - allerdings keines, in dem man sich verirren könnte -, durch das die Besucher:innen gehen und den Anbau lokaler und exotischer Lebensmittel beobachten können.

Bestäubende Insekten helfen bei der Produktion von Gemüse, ebenso wie bestäubende Pflanzen. Laut Powell zeigen diese beiden Elemente, wie wichtig die Pflanzenvielfalt bei der Gartengestaltung ist.

„Die Gärten rund um den Platz müssen nicht nur schön sein“, sagt Powell. „Sie müssen auch nützlich sein. Die Menschen müssen in der Lage sein, das Design sehr schnell und einfach zu interpretieren und sich inspirieren zu lassen, ähnliche Formen der Gartenarbeit zu betreiben, wenn sie wieder zu Hause sind.“

Jedes dieser Gestaltungselemente trägt zu dem Wunder bei, das der Wisley World Food Garden ist, der auch für ein spektakuläres Erlebnis vom Garten zum Teller genutzt wird. Die Besucher:innen können den Garten besichtigen und anschließend im Wisley-Café einkehren, um genau die Lebensmittel zu essen, die sie gerade draußen wachsen sahen.

Ann-Marie Powell

Ohne Vectorworks hätten wir das Projekt nicht verwirklichen können. Daran gibt es absolut keinen Zweifel.

Der RHS Wisley Wildlife Garden

Der Wildlife Garden, der an den World Food Garden angrenzt, konzentriert sich auf die Idee, dass Wasser für alles Leben unerlässlich ist. Die Anlage besteht aus großen Teichen, die im Kontrast zu Pflasterungen und Pflanzbeeten stehen. Die Wege sind verstreut und verschlungen und symbolisieren die unvollkommene Beziehung der Menschheit zur Natur.

„Eine Zeit lang fiel es mir wirklich schwer, ein Konzept für den Wildlife Garden zu finden“, sagt Powell, „aber dann dachte ich: 'Wenn wir schon einen Wildlife Garden anlegen, dann sollten wir auch mit den Wildtieren anfangen.'“

Sie stolperte über die Anatomie eines Bienenflügels und fand ihre Inspiration.

„Wenn man sich den Flügel einer Biene genau anschaut, ist er in seinem Aufbau und seiner Segmentierung ziemlich unbeholfen“, sagt sie. „Es hat mir wirklich das Gefühl gegeben, dass die Natur zerbrechlich ist und wir nicht perfekt sind. Wir sind Teil der biologischen Vielfalt der Welt und Teil des Ökosystems, und wir gehen mit der Natur auf sehr unvollkommene Weise um.“

Die Pflanzen im Wildlife Garden sind außergewöhnlich hoch, sie befinden sich auf Augenhöhe und laden die Besucher:innen dazu ein, sie aus der Nähe zu betrachten, so Powell. „Der Blick geht ständig in den Himmel, so dass man das Gefühl hat, Teil eines viel größeren Ganzen zu sein.“

Der Wildlife Garden erstreckt sich über etwa einen Hektar, ein riesiges Projekt. „Das kann für manche überwältigend sein“, sagt Powell, „deshalb haben wir in diesem Bereich einen kleineren Garten in menschlichem Maßstab angelegt, der vor Farben nur so strotzt.“ Sie sagt, der Zweck dieses Bereichs sei es, dass die Besucher:innen das, was sie über die biologische Vielfalt lernen, zu Hause in einem viel kleineren Maßstab anwenden können.

Einheimische Tiere bevölkern die Gärten. Powell erzählt, dass Libellen umherschwirren und dass eine Entenfamilie in einen der Teiche eingezogen ist, sobald er angelegt wurde.

Die Designsprache von Vectorworks

Powell lernte, wie viele andere auch, ihr Handwerk durch Zeichnen mit Bleistift und Papier. Auf diese Weise führte sie jahrzehntelang Projekte durch, bis es zu einem Wendepunkt kam: Als sie immer mehr Aufträge annahm, wollte sie in der Lage sein, effektiv zu kommunizieren und schnell Änderungen vorzunehmen. Die Umstellung von Handzeichnungen auf digitales Planen schien der richtige Weg zu sein. Es dauerte einfach zu lange, mit Handskizzen Änderungen vorzunehmen, sagt sie.

Mit Vectorworks Landschaft können Powell und ihr Team eine gemeinsame Sprache sprechen - die Sprache des Designs.

„Das ist das Besondere an dem Wisley-Projekt“, so Powell. „Wir haben Hunderte von Zeichnungen erstellt. Wenn man die alle mit der Hand zeichnen wollte, wäre das einfach nicht möglich.“

Sie lobt Vectorworks als „multifunktionales Sprachwerkzeug“, weil es eine schnelle Kommunikation über einen Entwurf auf effektive und zuverlässige Weise ermöglicht. Sie schätzt auch die Möglichkeit, räumliche Beziehungen in 3D zu visualisieren, etwas, das sie bei der Gestaltung von Privatgärten vor zwei Jahrzehnten nicht für möglich gehalten hätte.

„Wir hätten das Projekt ohne Vectorworks nicht durchführen können“, so Powell. „Daran besteht absolut kein Zweifel.“

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