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Auf zukünftige Fähigkeiten bauen

Von 3D-Intelligenz über künstliche Intelligenz bis hin zu Lieferkettenmanagement und Baustellenlogistik – die Führungskräfte von morgen in der Baubranche benötigen zahlreiche Fähigkeiten, um die Zukunft dieser Branche mitzugestalten.

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Matt Wheelis, SVP Strategy der Build & Construct Division der Nemetschek Group wirft einen Blick auf die Fähigkeiten, die die Baubranche von morgen gestalten.

Von 3D-Intelligenz über künstliche Intelligenz bis hin zu Lieferkettenmanagement und Baustellenlogistik – die Führungskräfte von morgen in der Baubranche benötigen zahlreiche Fähigkeiten, um die Zukunft dieser Branche mitzugestalten.

Die Bauindustrie bietet in vielerlei Hinsicht ein großes ungenutztes Potenzial. Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Effizienz waren in den letzten Jahren die wichtigsten Themen für die Branche und werden es auch in Zukunft sein. Um sich auf diese Veränderungen vorzubereiten, ist es entscheidend, sowohl Führungskräfte als auch Einzelpersonen mit den richtigen Werkzeugen und Fähigkeiten auszustatten. Die Digitalisierung ist ein wichtiges Instrument, aber sie erfordert ein Umdenken in der Branche – und die jüngere Generation ist eine der wichtigsten Triebkräfte für diesen Wandel.

Digitalisierung als Philosophie begreifen

Die gute Nachricht ist, dass die Coronapandemie die Akzeptanz digitaler Tools beschleunigt hat. Die Baubranche bildet da keine Ausnahme, und Analysen gehen davon aus, dass der Homeoffice-Zwang die Digitalisierung um etwa drei Jahre vorangebracht hat. Unternehmen in der gesamten AEC/O-Branche entdeckten während der Coronapandemie schnell die Vorteile digitaler Lösungen.

Aber es geht nicht nur um die Digitalisierung im Allgemeinen, sondern auch um die notwendigen Qualifikationen, um den digitalen Wandel voranzutreiben. Welche Fähigkeiten benötigen die Fachkräfte der Zukunft, um in einer Branche erfolgreich zu sein, die mit Budget- und Zeitüberschreitungen, hohen CO2-Emissionen und schwankenden Preisen für Baumaterialien konfrontiert ist. Auf welche Kenntnisse wird es in Zukunft ankommen? Welche Fähigkeiten werden nicht gelehrt, die in der Branche in den kommenden Jahrzehnten benötigt werden? Wie sieht die Baustelle der Zukunft aus? Und welches sind die wesentlichen Fähigkeiten, die die nächste Generation an die Spitze bringen werden?

Virtuelle Realität und Denken in 3D

Die erste notwendige – und noch sehr neue Fähigkeit der nächsten Generation ist das Denken in 3D und in virtuellen Realitäten: sie müssen sich Konzepte anhand digitaler Modelle vorstellen und verstehen. Die vorherige Generation musste lernen, Blaupausen zu lesen: wie man die Punkte, Linien und Bögen auf einem Satz von Plänen interpretiert und dieses Verständnis zur Ausführung des Bauprojekts nutzt. In Zukunft wird die Fähigkeit, sich in einer virtuellen 3D-Welt zurechtzufinden, von entscheidender Bedeutung sein, und zwar nicht nur für diejenigen, die die Modelle erstellen und koordinieren, sondern auch für die Mitarbeitenden auf der Baustelle und im Außendienst, die die Arbeiten ausführen. All diese lebensechten 3D-Videospiele, die Kinder spielen, könnten in der Zukunft von Bedeutung sein.

Computerprogrammierung und integrierte Lösungen

So wie die vorherige Generation von der Beherrschung von Tabellenkalkulationen und datenbankorientierter Software profitierte, müssen die Fachkräfte von morgen die Konzepte der künstlichen Intelligenz (KI) und des maschinellen Lernens beherrschen. Häufig werden diese Technologien als Bedrohung menschlicher Arbeitskraft dargestellt. Stattdessen ist es viel wahrscheinlicher, dass Technologien wie künstliche Intelligenz eingesetzt werden, um den menschlichen Einfallsreichtum zu ergänzen, nicht um ihn zu ersetzen. Diejenigen, die es verstehen, KI-Konzepte für die Automatisierung von Geschäftsprozessen und die Entscheidungsunterstützung zu nutzen, werden mehr Zeit mit dem Bauen und weniger mit dem Sammeln und Interpretieren von Daten verbringen können.

Lieferkettenmanagement

Eine weitere Fähigkeit, die für die Zukunft der Baubranche unerlässlich ist, ist das Verständnis und die effektive Verwaltung von Lieferketten. Die Lieferketten von Baumaterialien sind extrem komplex. Jedes Projekt hat eine individuelle Lieferkette für die Beschaffung von Arbeitskräften, Ausrüstung und Baumaterialien.

Wie die COVID-19-Pandemie gezeigt hat, sind diese Lieferketten sehr fragil und wenn sie zusammenbrechen, erhöht sich das Risiko für Termin- und Budgetüberschreitungen des Bauprojekts. Aus diesem Grund sollten die Führungskräfte von morgen verstärkt auf Vorfertigung und serielles Bauen setzen, bei der Materialien und sogar Teile von Bauwerken in einer Fabrik zusammengesetzt werden, bevor sie zur endgültigen Platzierung auf die Baustelle transportiert werden.

Für die nächste Generation ist es von entscheidender Bedeutung zu verstehen, wie sich die Lieferketten und ihre fertigungsähnlichen Komponenten weiterentwickeln.

Baustellenlogistik und deren Management

Außerdem unerlässlich für die Bauindustrie von morgen wir die Baustellenlogistik sein. So wie die Lieferketten in der Industrie in letzter Zeit immer komplexer geworden sind, so hat sich auch die Logistik entwickelt, die eine Baustelle produktiv und ein Projekt letztendlich für seine Eigentümer*innen und Investor*innen erfolgreich macht. Die Beherrschung der Baustellenlogistik ist eine Fähigkeit, die bereits jetzt – und auch in Zukunft – für den künftigen Erfolg der Branche von größter Bedeutung ist. Eine unzureichende Baustellenlogistik kann zu einer Vielzahl von Problemen führen, darunter vermehrte Abfälle und Sicherheitsrisiken, die sich auf den Zeitplan und letztlich auf das Endergebnis eines Projekts auswirken können.

Darüber hinaus haben neu entstehende Technologien wie virtuelle und erweiterte Realität und andere virtuelle Umgebungen bereits begonnen, sich als vielversprechend für das effizientere Baustellenmanagement zu erweisen, was eine weitere Fähigkeit für zukünftige Führungskräfte im Baugewerbe darstellt, die sie erlernen müssen, um erfolgreich zu sein.

Zukunft voraus!

Natürlich ist keine dieser Fähigkeiten ein Ersatz für ein grundlegendes Verständnis dafür, wie Gebäude und Infrastrukturen gebaut werden, und wie Materialien beschaffen sind. Zusätzlich zu diesen zukunftsfähigen Werkzeugen ist es vor allem wichtig, alle in der Baubranche zu ermutigen, praktische Erfahrungen zu sammeln – zum Beispiel durch Praktika oder ehrenamtliche Arbeit in einer Organisation ihrer Wahl innerhalb der Bauindustrie.

Eines ist sicher: Das Baugewerbe wird weitaus digitaler und technologieorientierter sein als heute – und das Innovationstempo wird im Laufe der Zeit nur noch höher werden.